Kölner Brauerei-Verband e.V., Cäcilienkloster 10, 50676 Köln
Druckversion der Seite: Brauhaus "Em Kölsche Boor" - Mittwoch, 1. Mai 2024
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Brauhaus "Em Kölsche Boor"

Brauhaus "Em kölsche Boor"
Brauhaus "Em kölsche Boor"

Der Eigelstein ist ein Teil der alten römischen Heerstraße, die sich durch das Rheinland von Süden her bis hinauf nach Xanten zieht. Hier in der Gegend gab es jeher eine stattliche Reihe florierender Brauhäuser. Eines davon war das Haus Eigelstein 121-123. Als erster Brauer wird hier im Jahre 1797, zum Ende der Zünfte, Mathias Lölgen im Brauhaus "Zum Elephant" genannt. Er war für die Brauerzunft Hauptmann der Bürgerwehr. Bis 1841 übernahm Friedrich Brückmann das Brauhaus, das er "Zur Stadt Aachen" nannte und nahm den Braubetrieb wieder auf. Zweiundzwanzig Jahre braute er hier im Schatten der Eigelsteintorburg. Dann nahm er einen Partner in das Unternehmen, das jetzt Brückmann & Eichholz hieß. 1871 übernahm der eine der Partner, der Brauer Nikolaus Eichholz, das alleinige Regiment, allerdings nur für zwei Jahre.

Als nächster Besitzer firmiert im Jahre 1873 Arnold Brentges, der bis 1879 die Brauerei führte. Dieser übergab dann an Albert Odenthal der die Brauerei nach der benachbarten Gasse Im Stavenhof in "Stavenbräu" umbenannte. Der Name "Staven" leitet sich ab vom Stavenhof, einem bäuerlichen Anwesen, das im Mittelalter vor den Toren der Stadt - nach der letzen Stadterweiterung allerdings innerhalb der Stadtmauer- Ländereien bewirtschaftete. Die Straße Im Stavenhof ist in Köln bekannt als "dr Stüverhoff". Dort wurde das historisch älteste Gewerbe der Welt ausgeübt. Das Umfeld prägte sicherlich auch das Image des alten "Stavenbräu", aber das Brauhaus hat heute sein eigenes Flair, ist in der Gegend anerkannt und wird von den Bewohnern des Viertels, auch wegen seiner deftigen Küche, angenommen.

Nach Arnold Brentges übernahm Albert Odentbal die Brauerei, der sie von 1879 -1903 führte. Ihm folgte Peter König von 1903-1907. Ab 1907 kam das Brauhaus in den Besitz der Familie Baum. Mathias Baum leitete im letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts zuerst die Brauerei "zum roten Ochsen" am Turmmarkt und das Brauhaus "Em halve Mond" in der Thieboldsgasse". Nach dem Tode des Vaters 1912 übernahm im selben Jahre der Tradition folgend sein Sohn Peter Baum jun. die Brauerei und baute sie zu einem echt kölschen Brauhaus aus und nannte es "Em Kölsche Boor".

Peter Baum muß unter seinen Berufskollegen ein anerkannter Mann gewesen sein, denn um 1920 war er Präsident der St. Peter von Mailand Bruderschaft - Cölner Brauer-Corporation. Es ist denkbar, daß er den Namen "Stavenbräu" änderte wegen seiner gedanklich negativen Verbindung zum Stavenhof. Jedenfalls leitet sich der Name "Em Kölsche Boor" ab vom Bildnis des wahrhaften kölschen Bauern, das seit 1891 an der Eigelsteintorburg ganz in der Nähe zu sehen ist.

In den 20er Jahren, nach dem Ersten Weltkrieg, kamen schwere Zeiten für die Kölner Hausbrauereien. Einen harten Stoß erlitt das Kölner obergärige Bier besonders während der Kriegsjahre infolge der Herabsetzung des Alkoholgehalts auf zwei Prozent, so daß der Biergenuß schließlich nahezu völlig einschlief, bis endlich im Frühjahr 1921 wieder Friedensbier- zwölf bis dreizehnprozentig - gebraut und damit die "Trinklage" mit einem Schlage wieder von Grund auf geändert wurde. Die Brauhäuser, auch der "Kölsche Boor" füllten sich wieder, und das alte, gemütliche Leben stellte sich wieder ein.

Im Zweiten Weltkrieg wurde "Em Kölsche Boor" stark beschädigt, aber trotzdem nach Kriegsende ein Jahr von Besatzungstruppen beschlagnahmt. Anschließend wurde er so renoviert und ausgebaut, wie er heute zu sehen ist. Das ehemalige Sudhaus auf der Seite zum Stavenhof hin wurde zu Wohnungen umgebaut. In den 70er und 80er Jahren geriet das Brauhaus "Em Kölsche Boor", nachdem sich die Sozialstruktur des Viertels stark verändert hatte, etwas in Vergessenheit. Anfang der 90er Jahre wurde dieser Teil des Eigelstein sowohl baulich als auch gastronomisch aufgewertet. Neue Gaststätten, Cafés und Bistros entstanden, das Publikum wurde jünger und die Gegend erholte sich zusehends. In diesem Umfeld gewann auch "Em Kölsche Boor" alte Freunde zurück und neue hinzu. (FM)

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