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Als Kaiser Maximilian I. bei den Kölner Brauern versackte

Kaiser Maximilian I. in Köln

Es gibt eine Geschichte aus dem Jahre 1505, die rückte die Zunft der Kölner Brauer einige Stunden in das Licht kaiserlichen Glanzes, wenn auch wie manche Spötter behaupten mit viel Zufall in Gestalt eines Wolkenbruchs. Der historische Hintergrund ist folgender:

Ab 1505 fand in Köln ein Reichstag statt, der mehrere Wochen dauerte. 1507 besuchte Maximilian I. noch einmal den Reichstag in Köln.

Doch zuerst einiges Wissenswerte über Maximilian I. Er wurde 1459 in Wiener Neustadt geboren, starb 1519 in Wels. 1486 wurde er römischer König, 1508 nahm er den deutschen Kaisertitel an.

Bei seinem ersten Besuch auf dem Reichstag zu Köln 1505 lautete sein offizieller Titel also "Römischer König". Entsprechend wird er auch in einer zeitgenössischen Beschreibung genannt: "Roemsche koeningliche Majestait".

Maximilian I. war eine äußerst eindrucksvolle Persönlichkeit, liebenswürdig, fromm, intelligent, an Wissenschaft und den schönen Künsten hoch interessiert. Er selbst hat sich mehrfach als Buchautor betätigt. Allerdings schreibt der berühmte florentiner Diplomat Macchiavelli über ihn, daß er sprunghaft sei und nicht mit Geld umgehen könne. Doch mit seiner ersten Heirat lag er goldrichtig. 1477 heiratete er die burgundische Erbin, die Tochter Karls des Kühnen. Durch diese Verbindung sicherte er dem Hause Habsburg die spanische, die böhmische und die ungarische Krone in Erbfolge.

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Kaiser Maximilian I. war volkstümlich und sehr beliebt bei den einfachen Leuten. Vielleicht erklärt dies auch seine spontane Einkehr (oder sollte man "Sause" sagen) bei den Kölner Brauern im Zunfthaus auf der Schildergasse. Das Zunfthaus muss zur damaligen Zeit ein wahres Schmuckkästchen gewesen sein, angefüllt mit künstlerischen Kostbarkeiten, von den reichen Brauern zusammengetragen. Einige wenige Stücke sind bis heute erhalten und befinden sich teilweise im Kölnischen Stadtmuseum.

In solcher Umgebung muss sich Maximilian, der bekanntermaßen ein Freund der Künste und der Künstler war, äußerst wohl gefühlt haben. Er war auch mit Albrecht Dürer befreundet. Das hier abgebildete Portrait Maximilians stammt von Dürer. Ein Holzschnitt aus dem Jahre 1519, dem Jahr seines Todes 14 Jahre nach seinem ersten Besuch in Köln.

Unsere Geschichte spielt im Jahre 1505. Der Kaiser wohnte bei seinem Besuch im Walbot-Bornheim'schen Hause auf der Brückenstraße (heute Nr. 12). Natürlich wollte die freie Reichsstadt Köln, an ihrer Spitze damals der Bürgermeister Johann von Berchem, sich Maximilian I. und seinem Gefolge von seiner besten Seite zeigen. Man lud R.K.M. (Roemsche Koeningliche Majestait) zu einem großen Festbankett "op der statt Graven by die Bachportze" ein. Es war am Montag, dem 23 Juni, einem Mittsommertag am Fest "Johanns Advent". Für Maximilian I. wurde er, wenn wir ein paar kühne Schlüsse ziehen, zu einem typischen "Blauen Montag".

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Versuchen wir anhand der Mercatorkarte aus dem Jahre 1571, dem ausführlichsten Kölnplan des Mittelalters, den Ablauf der Geschehnisse zu rekonstruieren, wie sie uns eine Festbeschreibung in Wilhelm Schebens "Das Zunfthaus der Brauer" überliefert. Von seinem Quartier in de, Brückenstraße ritt Majestät mit Gefolge in Richtung Neumarkt. In einer wörtlich übersetzten Schilderung aus dem Mittelhochdeutschen heißt es: "Und da ging die Römische Königliche Majestät auf ein Pferd sitzen, und hinter seiner königlichen Majestät eine Herzogin von Lüneburg und Reden also hin. Und als sie in Richtung Neumarkt kamen, regnete es so sehr, daß die Römische Königliche Majestät vor dem Regen in die Brauer Gaffel weichen musste und das war durch den langen Regen verhindert, dass die Römische Königliche Majestät nicht dahin (gemeint ist das Festbankett) kam wegen einer Verspätung von 9 Stunden.

Bis hier die Historie. Nun beginnt die Spekulation, die aber durch verschiedene geschichtliche Fakten und durch Lebenserfahrung erhärtet wird. Die Brauer erkannten sofort die Gunst der Stunde. Sie luden Maximilian I. in ihr Zunfthaus ein. Dort bewirteten sie ihn mit Speis und Trank vom allerbesten, versteht sich. Das improvisierte Mahl soll nach dem vorher genannten Bericht etwa 9 Stunden gedauert haben. Ob nun das Gewitter so lange anhielt, oder ob die Bewirtung durch die Kölner so vortrefflich war, ist nicht bekannt. Eines jedoch weiß man. Zum Festbankett des Bürgermeisters, bei dem auch Herzoginnen, Gräfinnen und viele "edle Jungfrauen" anwesend waren, ist Maximilian nicht mehr erschienen. Die offizielle Erklärung lautete: "Durch Regen verhindert".

Der Vorfall hatte noch ein Nachspiel. Zurückgekehrt in seine Residenz nach Augsburg, orderte Maximilian I. gleich zwei Faß Kölner Bier zu seinem persönlichen Verzehr bestimmt. Es muß ihm also sehr geschmeckt haben, daß er auch im fernen Augsburg nicht auf das Kölsche Bier verzichten wollte. Historisch belegt ist die Lieferung im Ausgabenbuch der Mittwochs-Rentkammer zu Köln von 1500-1511. Das Bier und die Frachtkosten gingen zu Lasten der Stadt Köln.

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Der Herrscher revanchierte sich durch Wiederkommen. Bei seinem nächsten Aufenthalt in Köln im Jahre 1507 - wieder anläßlich eines Reichtages - logierte er im Hause "Heimbach" (Ecke Glockengasse und Herzogstraße), dem "seligen Johann Engelbrechs" Haus. Hier logierte während des ersten Köln-Aufenthaltes seine Tochter Margarete. Bestimmt hat sie ihrem Vater dieses Quartier empfohlen. Es galt zur damaligen Zeit als eines der größten und schönsten Häuser von Köln. Noch eine Kuriosität zum Schluß. Da die Straßen der Stadt im Mittelalter eher Abwasserkanäle als Fußgängerzonen waren, ließ der Magistrat dem Kaiser an seinem Domizil eine Brücke von einer Straßenseite zur anderen bauen, damit er in seinen kostbaren Gewändern täglich trockenen Fußes in St. Kolumba die heilige Messe besuchen konnte.

Soweit die Geschichte über einen unverhofften Besuch des Kaisers bei den Brauern. Wir hoffen, dass sich auch heute noch dank kölscher Gastlichkeit viele Fremde in unserer Stadt wohlfühlen. (FM)

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