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Zeugen Kölner Brau-Kultur 1396 - 1996 | Begleitbuch der Ausstellung zur 600-Jahrfeier der St. Peter von Mailand Bruderschaft

Zeugen Kölner Brau-Kultur 1396 - 1996
Begleitbuch der Ausstellung zur 600-Jahrfeier der St. Peter von Mailand Bruderschaft

3.1. - 3.10. Ausstellung: Bier in Köln vor 1800

3.1. Bier für die Totenwächter an der Bahre eines Erzbischofs. Bisher frühester Beleg für Bier in Köln. Ende 11. Jh.?

Aufzeichnung, lat., Abschrift 12. Jh-, Pergament. HASTK, Domstift U3/2/2. - Druck: RHUB 2,212-; Reg.: REK 1,46.
Aufzeichnung, lat., Abschrift 12. Jh-, Pergament. HASTK, Domstift U3/2/2. - Druck: RHUB 2,212-; Reg.: REK 1,46.

Aufzeichnung, lat., Abschrift 12. Jh-, Pergament. HASTK, Domstift U3/2/2. - Druck: RHUB 2,212-; Reg.: REK 1,46.

Die 12 Almosenempfänger im Hospital bei St.Lupus an der Trankgasse, etwa an der Stelle wo sich heute der Bahnhofsvorplatz befindet, später Lupusbrüder genannt, werden u.a. verpflichtet, die Totenwache für einen verstorbenen Erzbischofs zu halten. Dafür stehen ihnen außer Brot und Speck täglich auch 1/2 0hm Bier zu (dimidia ama cervisie). Ganz unsicher ist, ob 1/2 Ohm damals schon wie um 1800 68 l war; jeder Wächter hätte dann gut 5 1/2 l Bier am Tag bekommen. Die Bischof Kunibert (7. Jahrhundert) zugeschriebene Stiftung spiegelt tatsächlich weit jüngere Verhältnisse, wohl des späten 11. Jahrhunderts, wider. Der Brauch während einer Totenwache mit geistigen Getränken versorgt zu werden war bis ins vorige Jahrhundert im ganzen Rheinland üblich.

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3.2. Täglich Bier am Hof des Kölner Erzbischofs. Mitte 12. Jh. (um 1153 ?)

Aufzeichnung, lat: Pergament
Aufzeichnung, lat: Pergament. - HASTK, HUA 3/1 8A, Druck: Frensdorff S.59-62.

Aufzeichnung, lat: Pergament. - HASTK, HUA 3/1 8A
Druck: Frensdorff S.59-62.

Der sogenannte "Kölner Hofdienst" verzeichnet neben den täglichen Naturallieferungen für die Hofhaltung des Erzbischofs auch die den einzelnen Hofangehörigen und -bediensteten zustehenden Deputate. Dazu gehörte fast regelmäßig Bier in sorgfältig abgestuften Mengen, meist zusätzlich halb soviel Wein. 1 Ohm (ca. 137 l ?) von den 7 Ohm Bier, die der Kämmerer zu verteilen hatte, bekamen die Armen. Adlige am Hof wie der Graf von jülich sowie der Vogt erhielten z.B. 10 Sester Bier (ca. 49 l ?), der Kämmerer selbst die Hälfte. 2 Sester Bier bekam u.a. der Kellermeister, 1 Sester der Bärenhüter, der Bäcker oder der Schiffer. Keinen Wein, sondern nur 1 Sester Bier erhielten etwa der Gärtner, der Bettenmacher und der Gefängnisaufseher.

Lit.: Ritzerfeld (1995) S. 247-250.

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3.3. Ezelin, der älteste bezeugte Kölner Brauer. Um 1170.

Eintrag, lat., Pergament. - HASTK, Schreinskarte Niederich 5.- Druck: Hoeniger 2, VI13 S.100. (ohne Abbildung)

Der Eintrag in der Schreinskarte ("Grundbuch") des Bezirks Niederich meldet den Kauf eines halben Hauses durch Ezelin, den Brauer (Ezelinus bruere), und seine Frau Wendelmut. Die Berufsbezeichnung Brauer ist übergeschrieben und ist hier möglicherweise erstmals in der deutschen Sprache belegt.

Lit.: Hagström, Beinamen 1 S.307.

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3.4. Die erste überlieferte Kölner Brauerin braute für das Stift St.Aposteln. 1193 (?)

Caesarius von Heisterbach: Dialogus miraculorum VIll.62. Abschr., Köln um 1440, lat. - HASTK, GB fl 87, hier BI.1 72v. - Druck: Strange 2, S.134f. (ohne Abbildung)

Caesarius, in oder bei Köln gebürtiger Novizenmeister des Klosters Heisterbach, erzählt in den um 1222 entstandenen Wundergeschichten von einer Frau in Köln, die auf eigene Rechnung (pro sua mercede) für das Apostelstift als Brauerin tätig war, leider ohne sie beim Namen zu nennen. Weil sie auf Gott und die Apostel vertraute, sei wunderbarerweise ihr hölzernes Haus neben der Apostelkirche beim großen Stadtbrand (1193 ?), bei dem sogar die Kirche litt, allein erhalten geblieben. An der Existenz dieser offenbar selbständig tätigen Brauerin, die wohl, da von ihrem Mann nicht die Rede ist, verwitwet war und eine Tochter hatte, braucht ernsthaft nicht gezweifelt zu werden.

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3.5. Die Kölner Brauerin Sapientia gab der Penzgasse ihren Namen. 1229, ca.1233.

Einträge, lat., Pergament. - HASTK, Schreinskarten Niederich 22 und 20. - Druck: Quellen 2,116 (1229). (ohne Abbildung)

Der Eintrag in der Schreinskarte des Bezirks Niederich von 1229 berichtet vom Verkauf eines Hauses in der damals noch so genannten Löhrgasse (zwischen Johannisstraße und Am Alten Ufer) gegenüber dem Haus der Brauerin Sapientia (Sapiencia braxatrix) an einen Lohgerber. Sapientia führte den Betrieb sicher selbständig, denn ihr Mann war Lohgerber. In dem späteren Eintrag verkaufen beide ein Haus im benachbarten Platzgäßchen (damals Wüstegasse). Spätere Eintragungen lassen ablesen, wie die Löhrgasse nach Sapientia umbenannt worden ist: 1254 heißt sie "platea Sapiencie" (Gasse der Sapientia), 1265 "piatea Pencie", 1271 "Penziengasse", später "Pensch-, Penzegasse". Erst 1984 wurde sie überbaut und verschwand.

Lit.: Keussen, Topographie 2, S. 144a7, 145a b.,Register S.438; Fahne, Dipl. Beiträge S.67.

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3.6. Die ältesten deutschen "Bierbäuche" sind aus Köln bekannt. Vor 1169.

a) Abschr. 13.Jh., lat. Pergament b) Eintrag, lat. Pergament

a) Abschr. 13.Jh., lat., Pergament - Landeshauptarchiv Koblenz, Best. 211 (Trier, St. Maximin), Nr. 2111 S.139-141, hier 139. - Druck: MRUB 1,658, Reg.-. REK 2,940 u. 941 - (Foto).
b) Eintrag, lat., Pergament. - HASTK, VuV 3/C 654, Rückseite. - Druck: Hoeniger 2,IX,3, S. 25.

Nach dem Tod eines Kölner Bürgers hatte der erzbischöfliche Kämmerer den Nachlaß des vermeintlich Unfreien eingezogen. Auf Bitten der Erben bestätigte ihnen darauf Abt Arnold von St.Maximin, Trier, vor Gericht in Köln in Gegenwart des Kölner Erzbischofs, daß dieser keinen Anspruch auf das Erbe ihres Vaters hätte, da sie freier Abkunft seien. Ihre Urgroßmutter, eine Trierer Freie namens Hazecha, die sich in den Schutz von St.Maximin begeben hatte, sei vor Zeiten nach Köln gezogen, um zu heiraten. Der Sohn ihrer Tochter, die ebenfalls Hazecha hieß, war der jetzt verstorbene Hermann, der den Beinamen "Bierbauch" (Birbuc) trug. Nach einem Schreinsbucheintrag war er Besitzer eines Kellers am Eisenmarkt gewesen (Hoeniger 1,IV,3).

Liufrit, ein anderer Träger des Beinamens "Birbuch" wurde wohl etliche Jahre zuvor in die Kölner Bürgerliste eingetragen, mit dem Vermerk, daß er der Gilde (der Kölner Kaufleute) angehöre. Vielleicht war er mit Hermann verwandt, jedenfalls trug auch er den Beinamen "Bierbauch" wie mehrere andere Kölner im 12./13. Jh. Das Wort "Bierbauch" ist hier, als Beiname offenbar von Freunden des (Kölner) Bieres, erstmals in der deutschen Sprache belegt.

Lit.: Lau, Verfassung S.362; Hagström Beinamen 1 S.71; Wrede, Sprachschatz 1 S.78.

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3.7. Erster historischer Beleg für die Herstellung der Grut in Köln. 1154.

Ausf., lat., Pergament. - Hist. Archiv des Erzbistums Köln, Pfarrarchiv Maria im Kapitol A L 1 - Druck- Oppermann (1922) Beil. 16, S. 454-456; Reg.: Schäfer, Pfarrarchive 3, S. 3f (ohne Abbildung)

In einer Urkunde des Stifts Maria im Kapitol tritt Heinrich, der Grüter (Heinricus Gruzere), ein Dienstmann des Stiftes, als Zeuge auf. Kaum zu entscheiden ist, ob Heinrich Grutpächter war oder selber Grut bereitet hat; vielleicht war er auch Grutbierbrauer.

Lit.: Hagström, Beinamen 1 S.314.

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3.8. Abrechnungen des Kölner Grutpächters Hermann von Goch. 1391-93.

Aufzeichnung, lat. - HASTK, Rechn. 1385B. - Teildruck: Quellen 6,29 S.55-57. (ohne Abbildung)

Der erzbischöfliche Siegler Hermann von Goch und der Ritter Johann von Troyen, zwei der reichsten Männer Kölns, hatten seit 1381 vom Erzbischof die Kölner Grut gepachtet, das Monopolrecht, die Bierwürze herzustellen und zu verkaufen. Die detaillierten Abrechnungen über den Grutbetrieb der beiden letzten Pachtjahre, die als gerichtliches Beweismittel erhalten geblieben sind, zeigen, daß Hermann von Goch eine Gewinnspanne von etwa 40% erwirtschaftet hat; von seinem Anteil hätte man z.B. 30 Ochsen kaufen können.

Lit.: lrsigler, Hermann von Goch.

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3.9. Eine Frau, die Braumeisterin Sophie von Broickhuysen soll Kölner Brauern das Grutmachen beibringen. 10.10.1420.

Ausf., Pergament. - HASTK - HUA 1/9572. - Druck: Kuske 1,652.

Ausf., Pergament. - HASTK - HUA 1/9572. - Druck: Kuske 1,652.

Nachdem die Stadt Köln 1415 in den Pfandbesitz des Kölner Grutrechtes gekommen war, verpflichtete sie Fyegin (Sophie) van Broickhuysen (aus Gerresheim), 8 Jahre lang zwei Kölner Brauer, nämlich Hermann zo Aiche up der Bach neest Airsburch und einen anderen, der noch zu benennen sei, die Herstellung der Grut zu lehren und ihnen nichts von ihrer Kunst zu verbergen. An Gehalt hat sie im Voraus bereits 150 rhein. Gulden erhalten. Für jeden Tag Aufenthalt in Köln soll sie zusätzlich 1 Mark Zehrgeld erhalten.

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3.10. Die Kölner Brauerzunft pachtet das Grutmonopol. 11.11.1461.

Ausf., Pergament. - HASTK, HUA 2/12805. - Druck: Loesch 1,279. (ohne Abbildung)

Das Brauamt pachtet von der Stadt Köln das Grutmonopol, das sie vom Erzbischof in Pfandbesitz hatte, für jährlich 1200 Mark sowie das Kölner Gruthaus mit den Gerätschaften auf dem Marienplatz (Nr. 24, später Brauhaus Kolter) für 55 Mark. Damit waren der Stadt bleibende Einnahmen gesichert, während die Brauer das Monopol ausschalten konnten. Grutbier spielte seitdem keine Rolle mehr. - Das ehemals anhängende Brauamts-Siegel ist abgefallen.

Lit.: Krudewig, Grut-Haus.

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